Le Musée

Text von
Pascal Noyelle
Mimpamba Thomas Combari

Übersetzung von Claire Diraison
Lektorat von Christine Rollar

 

Ich bin Mimpamba aus Burkina.
Ich frage, wo sich die traditionelle Axt aus Burkina befindet?
Der Mond sagt, dass sie sich im MARKK-Museum in Hamburg befindet.
Ich frage, wo sich die Oluyenyetuye-Bronze der Ifé aus Nigeria befindet?
-Der Mond sagt, dass sie in Bonn ist.
Ich frage, wo sich der Dinkowawa-Hocker der Ashanti aus Ghana befindet?
-Der Mond sagt, dass er in Paris steht.
Ich frage, wo die Togongorewa-Büste aus Simbabwe ist?
-Der Mond sagt, dass sie in New York ist.
Ich frage
Ich frage, wo sich das Gedächtnis Afrikas befindet?

 

Ich frage, aber nur, um zu reden! Um mit dem Mund Geräusche zu machen, wie man bei uns sagt. Ich kenne die Antwort, zumindest im Großen und Ganzen. Dafür braucht man nicht den Mond, denn bei uns kennt sie jede*r. Ich habe die Antwort gelernt, sobald ich angefangen habe, zuzuhören und zu verstehen. Ich wusste sie, sobald das Wort „Kolonialisierung“ in meinem kleinen afrikanischen Kopf einen Sinn ergab, und mit ihm der Tross von Demütigungen, Plünderungen, Ausbeutung, Razzien. Damals war ich noch ein Kind. Ich habe die Grenzen meines Viertels nie überschritten. Tampouy.

 

Bonn oder Hamburg oder Paris oder New York waren für mich in diesem Moment nur hohle Orte, unbekannte, mysteriöse und verhängnisvolle Orte, so schien es mir. Aber um mich herum erhoben sich nach und nach immer mehr und immer lautere Stimmen, die nach Skandal, Diebstahl und Ungerechtigkeit schrien: „Geben Sie uns unsere Vergangenheit zurück! Diese unsägliche Ungerechtigkeit muss ein Ende haben.“ Natürlich schrie man das nicht jeden Tag und überall. Wir müssen zugeben, dass wir oft andere, unmittelbarere Sorgen haben: das Mädchen, das vorbeigeht, so hübsch, und uns nicht einmal ansieht; die Scheiß-Miete, die man bezahlen muss, weil der Vermieter einen sonst irgendwann unter Druck setzt; der kranke Freund oder das kranke Kind, die nicht das Geld für eine angemessene Behandlung haben. Kurzum, der Alltag in einem „Entwicklungsland, wie man so schön sagt, ist nicht immer rosig. Es ist kein plötzlicher und ohrenbetäubender Schrei, es ist ein Hintergrundgeräusch, das uns begleitet. Kolonialisierung, bzzz; Sklaverei, bzzz, Unterdrückung, bzzz Ausplünderung der Reichtümer bzzz und somit Diebstahl unserer Kultur. Diese Stimmen habe ich gehört und ihnen geglaubt: Sie schrien das Offensichtliche heraus. Ich mischte meine Stimme unter diese Stimmen, zumindest meine innere Stimme: man macht keine großen Straßendemonstrationen mit Slogans, Bannern und brennenden Reifen für diesen Kampf.
Es gab also eine schwarze Welt, das ewige, unschuldige Opfer, und eine weiße Welt, die unbestreitbar schuldig war vor allem als Reichtumsplünderer und Erinnerungs- und Identitätsvernichter. Die Dinge waren also im Grunde einfach. Binär, manichäisch. Das Gute und das Böse. Die Plünderer und die Geplünderten. Die Aasfresser und die Beute.
Und dann wurde ich erwachsen.
Ich bin gereist, habe Bonn und Paris entdeckt. New York kommt bestimmt noch…. Und die Dinge wurden komplizierter…

 

Letztes Jahr spazierte ich durch Paris. Ich schlenderte…
Ich hatte Zeit: Als guter Tourist schlenderte ich am Ufer der Seine entlang, nicht weit von dem großen Eisenturm entfernt, auf den die Franzosen so stolz sind. Gott weiß, warum dieser Schrotthaufen sie so stolz macht, na ja… Ich ging also am Ufer der Seine entlang und war doch beeindruckt von all den großen Steingebäuden, die mit einer Geschichte beladen sind, die sich so sehr von meiner Geschichte unterscheidet, die mit Lehm und Blech gefüllt ist.
An einer Straßenbiegung wurde mein Blick von einem wunderschönen, modernen Gebäude angezogen. Es war komplett verspiegelt und hatte eine begrünte Fassade. Über dem Eingang hing ein großes Banner, auf dem zu lesen war: Musée du Quai Branly. Jacques Chirac.

 


Eines muss man den Franzosen lassen: Sie sind gut darin, sich den Kopf zu zerbrechen! Zuerst hieß ihr Museum « Musée des arts primitifs » – „Museum der primitiven Künste“! Aber in einem Land, in dem dicke Menschen „Personen mit Gewichtsbelastung“ und Blinde „schlecht sehende Menschen“ genannt werden, war „primitiv“ einfach nicht in Ordnung! Es stank nach herablassendem Rassismus in tausendfacher Hinsicht. Schwarze sind primitiv! Ich bin ein Primitivling! Und auch alle anderen Menschen, die nicht weiß sind und schon seit sehr langer Zeit Kunst machen! Das kann nicht sein! Selbst wenn man Rassist ist, hat man Bedenken, es heraus zu posaunen. Doch seien wir mal fair: Nicht alle Urfranzosen sind Rassisten. Also nannten sie es nach langem Überlegen « les arts premiers », wörtlich übersetzt „die ersten Künste“.
Aber wovon zuerst, das wissen wir nicht.

Für mich bedeutet Erster: derjenige, der vor den Anderen ist. Ich war nicht oft der Erste, doch so viel weiß ich.Also, unsere Masken, Erd- oder Holzstatuen wären also vor allen anderen entstanden: vor den griechischen Statuen, vor den keltischen Torques, vor den Fresken von Pompeji… Das würde mich ein wenig überraschen, da Holz schneller verrottet als Marmor oder Bronze. Es stimmt, dass wir auch Bronzen haben, und zwar schöne, aber nicht sehr alte. Also, wir haben…. Wir hatten sie vor den kolonialen Razzien! Aber wir können es trotzdem nicht „Museum der Künste, die weder die ersten noch die letzten sind, sondern beides zusammen“ nennen! Das wäre lächerlich, geben Sie es zu! Deshalb und nach langem Nachdenken haben die bärtigen Intellektuellen der Gegend also gesagt: Wir nennen es „Museum der Künste und der Zivilisationen Afrikas, Asiens, Ozeaniens und Amerikas“, also von überall her, nur nicht von dem weißen, einheimischen Europäer. Und dann kann sich niemand mehr beschweren. Aber Sie müssen zugeben, dass der Titel ein bisschen lang ist. „Mein Schatz, heute Nachmittag werden wir das Museum der Künste und der Zivilisationen Afrikas, Asiens, Ozeaniens und Amerikas besuchen“. Pfff!  Das Museum ist schon geschlossen, wenn ich damit fertig bin, das zu sagen.
Es heißt deshalb nun „Musée du quai Branly“, und auch hier kann niemand etwas dagegen haben, denn es wurde ja dort gebaut. Aber im Museum gibt es natürlich nichts, was vom quai Branly kommt. Also gut.

 

Und so dachte ich mir, dass ich mir das aus der Nähe ansehen würde. Unnötig zu erwähnen, dass ich ein wenig verärgert war, als ich meine Eintrittskarte bezahlte. In mir stiegen Gefühle von Zorn und Revolte auf. Diebe der Geschichte! Plünderer der Kultur! Ich habe bezahlt. Ich habe einen hohen Preis bezahlt, um die mit der okkulten Kraft aufgeladene kreative Arbeit meiner Väter zu sehen. Aber im Leben muss man Opfer bringen. Und so hatte ich das Recht, durch die Ausstellungsräume zu gehen. Und dort sah ich eine Vielzahl an wunderschönen Objekten aus Afrika natürlich, aber auch aus Ozeanien, Amerika und dem Orient.
Statuetten, Schmuck, Masken… Durch Audio-Guide konnte man mehr über sie erfahren. Ich begab mich auf eine Reise in die Tiefen der Menschheitsgeschichte. In die Paläste der Erinnerung. Eine Reise, auf der ich mich von Kräften aus den Tiefen der Zeit umgeben fühlte. Kräfte, die auf mich manchmal etwas unheimlich wirkten. In all dem gab es Blut, Tränen, Gebete, manchmal Freude und immer eine seltsame Schönheit. Bunte Scheinwerfer umgaben die Objekte mit einem geheimnisvollen Licht. Sie standen auf Sockeln vor schönen Wandbehängen oder in stark beleuchteten Schaukästen. Wie man auf Französisch so schön sagt: J´en avais plein les yeux. Nach einer Weile fühlte ich mich wie ein Sandkorn vor einem Meer aus tausendjähriger Schönheit. Und überall liefen Menschen herum, blieben stehen, bewunderten die Objekte meist in einer kirchenähnlichen Stille. Und das hatte etwas Magisches und – auch wenn es mir den Mund zerreißt, das zu sagen – etwas Ehrfurchtsvolles. Es stimmt, dass diese Objekte im Gegensatz zu einem Gemälde oder einer modernen Skulptur nicht nur Kunstwerke oder schöne Gegenstände sind, sondern vor allem geheimnisvolle Botschaften über Leben und Tod, Götter, Opfergaben. Auch wenn man keine Angst vor Geistern, Zombies oder vor der Magie der alten Völker hat, man fühlt den Zauber und man traut sich nicht zu lachen… man weiß ja nie…

 

Ich war immer noch wütend, aber meine Wut hatte sich mit einer anderen Wut gepaart. Und das hängt mit dem Museum in Ouagadougou zusammen.
Ich verrate Ihnen die offizielle Eigendarstellung: „Das Nationalmuseum von Burkina ist eine öffentliche Einrichtung des Staates mit wissenschaftlichem Charakter, die über eine autonome Verwaltung verfügt. Es befindet sich auf einem Gelände von fast 29 ha“ (29 ha, mehr als viermal so groß wie die Fußballfelder von Barcelona oder Real Madrid! Ich erwähne das, weil bei uns das Fußballfeld ein gebräuchlicheres Maß ist als der Hektar!) Ich lese weiter: „Die Einrichtung steckt voller enormer Potenziale, sowohl im kulturellen als auch im künstlerischen Bereich. Als Museum mit ethnografischem Charakter ist seine Architektur vom Sudan-Sahel-Typ, bestehend aus zwei Ausstellungsräumen, einer Vorhalle, einem Verwaltungsgebäude, einem großen Lagerraum, der alle Sammlungen des Museums beherbergt, und sogar einem Freilufttheater…“. Wie es auf der Website heißt. Dies ist der Ort der Erinnerung aller Burkinabè.

 

Stimmt! Infrastrukturen vom Typ Sudan-Sahel. Das ist schön. Zumindest wäre es das, wenn es gepflegt würde. 29 ha gestampfte Erde, durchzogen von einigen betonierten Wegen, die vom Staub des Harmattan verweht werden. Zwei Ausstellungsräume von jeweils etwa 100 bis 200 Quadratmetern. Als ich das letzte Mal dort war, standen in dem einen Raum etwa 50 Fruchtbarkeitsstatuen verschiedener ethnischer Herkunft aus Burkina, in dem anderen etwa 50 Masken. Wir waren drei Besucher. Ein junges Paar- dessen Mädel es egal zu sein schien, was sie sah- und ich.

 

Ich fragte den lustlosen Führer, von dem man nicht sagen konnte, ob er ein offizieller Museumführer war oder einfach nur seinen Tee, wie jeden Tag, trinken wollte: Gibt es nichts anderes als diese beiden Räume? Warum dieses halb verwahrloste Gelände?
Er erzählte mir, dass 12.000 Kunstwerke in den Lagerräumen schlummerten, 12.000 versteckte Werke also. Ab und zu werden die 50 Fruchtbarkeitsstatuen durch 50 andere ersetzt, um sie zu entstauben. Er fügte hinzu, dass weitere Gebäude in Planung seien, dass die landschaftliche Wiederherstellung des Geländes geplant sei… Planungen, Planungen… Mit welcher Finanzierung? Das ist ein Rätsel! Autonomie der Verwaltung bedeutet anscheinend:
„Es wird schon gehen …“
Wie viele Besucher sind, zur Begegnung mit ihrer Kultur, ihrer Vergangenheit gekommen? Wusste er das?
Zwischen 12.000 und 15.000 pro Jahr, wenn man die Schulen mitzählt, sagte er mir, für diesen Ort der Erinnerung aller Burkinabè,
20.000.000 Burkinabè…
2018 hatte das Musée du quai Branly 1.260.000 Besucher.

Als ich hinausging, hatte ich viele Fragen im Kopf und auch viel Frustration.
Ich dachte an ein Gedicht von Niyi Osundare.

Here stilted on plastic
A god deshrined
Uprooted from your past
Distanced from your present
Profaned sojourner in a strange land
Rescued from a smouldering shrine
Across the shores
Here you stand, chilly,
Away from your clothes
Gazed at by curious tourists savouring
Here you stand
Dissected by alien eyes.

 

Ja! Unbestreitbar! Unwiderlegbar! Es ist ergreifend und lässt Schauder der Trauer und der Wut durch den ganzen Körper laufen. Uprooted – Herausgerissen … Gazed at by curious tourists savouring Neugierige Touristen … seziert!  Und doch …
Würde dieser aufgehängte, sezierte Gott sich wohler in einem staubigen versteckten Lagerraum in Ouagadougou, Nouakchott oder Bamako fühlen? Und außerdem ist er nicht „auf Plastik erbaut“, sondern – und glauben Sie mir, es fällt mir schwer, das zu sagen – auf Samt zur Geltung gebracht…
Wird diese geschändete Gegenwart nun von den Nassaras oder von der Nachlässigkeit unserer Kulturministerien geschändet? Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob die Kultur, ob lebendig oder tot, „bei uns“ wirklich eine Priorität ist. Also bei der Regierung, die uns regiert. Auch heute noch befinden sich die schönsten Werke unserer Bildhauer und Maler in westlichen Museen. Sie werden nicht gestohlen, sondern GEKAUFT und selten von uns. Natürlich verstehe ich, dass es wichtiger ist, sich zu ernähren, sich zu versorgen und die Kinder zu erziehen, als die Kultur zu schützen. Ich gebe zu, dass die finanzielle Knappheit zu Entscheidungen zwingt. Aber das ändert nichts daran. Jeder Künstler, und ich bin einer davon, weiß: Kultur ist das letzte Rad am Wagen, in dem unsere „Eliten“ fahren. Was die siegreichen und plündernden Expeditionen betrifft, so stimmt das. Aber alle siegreichen Expeditionen plündern. Nicht nur die der Kolonialzeit. Auch unsere alten Kriege waren plündernd. Wehe den Besiegten!

In meinem kleinen Mimpamba-Kopf war das alles ein bisschen durcheinander.  Unsere Erzähler sagen „Geschichte“ und das Publikum antwortet: „Erzähl“. Ich hingegen sagte „Frage“ und antwortete: „Suche!“.
Frage: Haben all diese „Kriegsschätze“, die ja oft geplündert, aber auch manchmal unter Wert verkauft wurden, den gleichen Wert? Ich spreche nicht von ihrem Marktwert, sondern von ihrem symbolischen Wert. Spiegeln Alltagsgegenstände, Prunkgegenstände und sogar rituelle Gegenstände die Tiefe unserer Seele? Die traditionelle Axt aus Burkina ist nicht eine, sondern es gibt sie vielfach, genauso wie die Chamäleonringe oder die Senufo-Einweihungsringe, genauso wie die Awoko-Stäbe. Ist es ein Sakrileg, sie in westlichen Museen zu sehen?
Sollte man einen Schrei des Hasses gegen das Konzept des Museums selbst ausstoßen, das als eine westliche Erfindung betrachtet wird, als ein quasi-krimineller Ort, an dem die Objekte gerupft werden? Selbst diejenigen, die am lautesten „Skandal“ schreien, geben zu, dass die afrikanischen Objekte in den Sammlungen oft aus Kriegsbeute, Plünderungen und Diebstählen stammen, aber auch aus Schenkungen, Tauschgeschäften, Käufen und direkten Aufträgen an lokale Handwerker und Künstler. Man müsste die Geschichte jedes einzelnen Objekts erforschen. Wie viele Dogon-Türen, -Fensterläden und -Leitern gibt es in Europa oder in den USA? Sollten die Wände von Mopti mit allen zurückgebrachten Dogon-Türen tapeziert werden? Ist es ein Sakrileg, im Zeitalter der Globalisierung stolz darauf zu sein, dass afrikanische Kunst die Welt erobert?

Ich fragte mich, ob der Kampf nicht differenzierter sein sollte. Kein afrikanisches Objekt sollte eine afrikanische Grenze überqueren?
Aber warum „afrikanisch“? Wie wäre es mit ghanaisch, ivorisch oder nigerianisch? Manche Schätze wurden selbst von einem lokalen König aus dem Nachbarland geraubt, und eine Volksgruppe wie die Dogon ist in mehreren Ländern vertreten. Wem soll man es zurückgeben? Und wenn wir anfangen, warum sollten wir uns auf Afrika südlich der Sahara beschränken? Warum nicht auch Ägypten oder Alaska
Suche Mimpamba, suche!

Sei nicht dämlich, Mimpamba! Natürlich haben nicht alle Gegenstände den gleichen Wert. Natürlich müssen wir um unsere Seele und unsere Würde als freie Völker kämpfen. Auch wenn kein internationales Gesetz zur Rückgabe verpflichtet. Im Übrigen beginnen einige europäische Regierungen, die vom Zeitgeist oder besser gesagt von einer neuen Ethik herausgefordert werden, die Idee anzunehmen. Aber wie ein Sprichwort der Nassara sagt: „Rom wurde nicht an einem Tag erbaut“. Frankreich, gegen das wir Westafrikaner die meisten Beschwerden haben, erklärt sich bereit, „zurück zu geben“. In Frankreich wird also heftig zwischen Befürwortern und Gegnern diskutiert. Das schlechte Gewissen mancher Leute ist sicherlich ein Grund dafür. Wir werden Ihnen Ihre Kunstwerke zurückgeben. Als Erstes werden „ohne Verzögerung“ 26 Werke zurückgegeben, die von den Behörden in Benin gefordert wurden und 1892 von der französischen Armee als Kriegsbeute mitgenommen worden waren, wie der Élysée-Palast bekannt gab. Und dann die Edo-Bronzen an Nigeria und dann den Säbel von El Hadj Omar Tall zurück an Senegal. Und sogar die Engländer, die einen Bronzehahn Nigeria zurückgegeben haben oder zurückgeben werden, ich weiß nicht genau, und die Deutschen, die 7 der 8 Vögel an Simbabwe zurückgegeben haben. Ha! Es wird hektisch, es wird gegrübelt, es wird gehetzt…  Na ja, ein bisschen. Denn nicht alle sind damit einverstanden. Vor allem die Museen, die für sich keine moralische Verpflichtung zur Rückgabe sehen. Wo gehen wir hin, wenn wir in Kriegen nicht mehr plündern dürfen? Was ist das für eine Moral?  Und dann geben wir sie zurück, aber was dann? Es wäre eine Schande, sie zu bergen, um sie in Lagerräumen zu vergraben oder gar gleich weiterzuverkaufen…Oder müssen wir Nassaras euch Museen bauen, sie finanzieren und Instand halten, bevor wir die Überreste eurer Erinnerung wieder in diese Museen zurückbringen? Unsere Intellektuellen schreien, dass es nicht „ihre“ Aufgabe sei, darüber zu urteilen, was aus diesen Schätzen wird. Das stimmt! Es reicht. Wir müssen uns nicht mehr dieses oder jenes vorschreiben zu lassen. Einverstanden! Völlig einverstanden mit dem Prinzip! „Restitution bedeutet, den afrikanischen Völkern und Ländern die Fähigkeit zuzugestehen, ihr Erbe selbst zu bewahren. Die Frage, ob sie Museen besitzen oder nicht, ist also Paternalismus.“ Das antworten die Autoren Felwine Sarr und Bénédicte Savoy in ihrem Bericht über die Rückgabe des afrikanischen Kulturerbes all jenen, die der Ansicht sind, dass der Kontinent nicht in der Lage ist, die möglicherweise von Frankreich und anderen zurückgegebenen Werke aufzunehmen und zu bewahren. Im Übrigen, meine Herren, wird daran gearbeitet. Im Senegal wurde ein großartiges Museum gebaut, mit allem: Sicherheit, Klimaanlage, Luftfeuchtigkeit … Wie bitte? Sind es die Chinesen, die es gebaut und finanziert haben? Die Chinesen haben ihren Spaß so oft es geht, die Europäer in Afrika zu ärgern… Na und? Auch in Gabun gibt es ein riesiges Projekt. Wie bitte? Nicht glaubwürdig? Weil es darum gehen würde, überall kleine Museen zu errichten, damit alle Gabuner davon profitieren können. Es stimmt, wenn man das Innere Gabuns kennt, macht das nachdenklich. Im Übrigen sollte Frankreich die Museumskuratoren ausbilden.

 

Also…suche Mimpamba, suche…Kleiner Martin aus dem Busch „I have a dream!“ Unsere Schulen sind voll von wohlgenährten Kindern, die fleißig den gut bezahlten Lehrern zuhören. In unseren Krankenhäusern werden die Kranken, egal ob arm oder reich, behandelt. Unsere Straßen sind sauber, unsere Häuser komfortabel… Im Zentrum der Stadt steht ein brandneues Nationalmuseum. Es ist kostenlos und wird vom Kulturministerium und seinen internationalen Partnern finanziert, weil die Kultur für alle zugänglich sein muss. Ich durchstreife seine Säle. Hier ist eine Ausstellung unserer schönsten traditionellen Werke, von denen viele an uns zurückgegeben wurden. Aber sie sind nicht alle da, denn einige von ihnen sind Teil einer Wanderausstellung afrikanischer Kunst, die in japanische, amerikanische und europäische Museen reisen wird. In einem Saal befindet sich eine Ausstellung europäischer impressionistischer Maler des 19. Jahrhunderts, die sogar im Fernsehen angekündigt wurde.

Den größten Teil davon stellte das Musée du Louvre zur Verfügung. Die geschützten und gepflegten Werke werden dann nach Südafrika reisen, bevor sie nach Paris zurückkehren. In sechs Monaten wird es eine Ausstellung mit aztekischer Kunst geben. Der Mensch ist intelligenter geworden. Er hat verstanden, dass Kunst keine Grenzen kennt und eine universelle Nahrung ist, die jeder aus demselben Topf schöpfen muss. Warum sollte sich der Afrikaner nur mit Masken oder Fruchtbarkeitsstatuen begnügen? Warum sollte er keinen Zugang zu anderen Kulturen haben, zu allen Kulturen? Und warum sollten wir unsere schönsten Werke, ob in der Vergangenheit oder Gegenwart, eifersüchtig wegschließen, ohne dem Rest der Welt die Teilhabe an unserer Seele zu gewähren?

Utopie ? Sicher!  Ich habe unsere kaputte und staubige Straße im Blick, die schmutzigen Kinder, die an jeder Kreuzung betteln, die Kranken, die im Hof des Krankenhauses sitzen und darauf warten, dass man sich um sie kümmert… Aber ich denke an den Satz von Victor Hugo: „Die Utopie ist die Realität von morgen“.

Also, Mimpamba, dein Traum wird vielleicht eines Tages im hellen Licht erscheinen, aber für heute…

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